Magenbypass im Vergleich zu anderen OPs


Fettleibigkeit: Magenbypass oder Magenband?
Forscher des Universitätsspitals Lausanne belegen mit einer Datenanalyse, dass ein Magenbypass zwar kurzfristig mehr Komplikationen machen kann als das Magenband, langfristig aber mehr Vorteile bringt.
Magenband
Zu den magenchirurgischen Eingriffen (sogenannte bariatrische Chirurgie) gehören das Einsetzen eines Magenbandes, das Legen eines Magen-Bypasses oder die Magenplastik.

Diese Eingriffe können fettleibigen Menschen helfen, das Gewicht und damit längerfristig auch das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu reduzieren, wie eine kürzlich publizierte Studie ergab. 

Heute bevorzugen viele Operateure eher die Einlage eines Magenbandes.
Die Forscher am Lausanner Universitätsspital berichteten über Daten von 221 Patienten, bei denen 6 Jahre zuvor auf Grund starker Fettleibigkeit ein Magenbypass (sogenannte Roux-en-Y-Operation*)  angelegt worden war. Die Daten verglichen sie mit einer gleichen Anzahl Patienten, bei denen ein Magenband eingesetzt worden war.

Operiert wurden nur stark übergewichtige Menschen mit einem Body-Mass-Index (BMI) von über 40. Patienten, bei denen bereits gewichtsbedingte ernsthafte Begleiterkrankungen vorlagen, wurde auch bei einem BMI 35 operiert.

Insgesamt konnten 92% der Teilnehmer  nachbeobachtet werden – was einer excellenten Anzahl entspreche.

Resultate:
  • Frühkomplikationen: Im ersten Monat nach dem Eingriff erlitten 17% der Patienten mit einem Magen-Bypass Komplikationen, meist Infektionen; bei den Magenband-Patienten waren dies nur 5%.
  • Gewichtsreduktion: Teilnehmer mit dem Magenbypass verloren deutlich mehr an Gewicht. Die Versagerquote – BMI weiterhin über 35 -  lag hier bei nur 12%, bei den Personen mit Magenband bei 48% .
  • Komplikationen: Spätere Komplikationen traten bei 19% in der Magenbypass-Gruppe, aber bei 41% der Magenband-Träger auf.
  • Zweit-Operationen: 26% der Magenband-Operierten wurden re-operiert; aber nur  12% der Magenbypass-Operierten.
Häufigste Spätkomplikationen beim Magenband waren: Zersetzung des Bandes, erweiterte Speiseröhre, Sodbrennen (saures Aufstossen durch Zurückfliessen von Magensaft in die Speiseröhre), Nahrungsmittelunverträglichkeiten.

Als zusätzlicher Vorteil der Magenbypass-Operation heben die Autoren auch verbesserte Blutfett- sowie Blutzuckererwerte hervor.

Kommentar eines Spezialisten der Saint Pierre University Hospital in Brüssel zu dieser Studie: Diese Resultate erscheinen ihm doch all zu rosig. Denn: Auch die Magenbypass-Operation sei nicht ohne Risiken.

Ausserdem sei der Einfluss der Magenverkleinerung auf die Hormonveränderungen im Magen-Darmbereich - mit Auswirkungen auf den Blutzuckerstoffwechsel - noch nicht ausreichend geklärt. Man wisse, dass im Magen ein Hormon gebildet wird, welches vor Diabetes schützt. Vermutet wird, dass dieses Hormon durch die  Magenverkleinerung im geringeren Masse vorhanden ist. Dadurch sei es nach der Magenbypass-Operation häufiger zu erneuten Diabetes-Beschwerden gekommen.

Und: Bei der bariatrischen Chirurgie käme es sehr stark auch auf die Übung des Operateurs an: In der Lausanner Studie seien offensichtlich ausgesprochen geübte Spezialisten für die  Roux-en-Y-Operationen beteiligt gewesen. Dadurch seien die Ergebnisse besonders gut ausgefallen.

Auch beim Magenband gibt es ausgesprochen geübte Spezialisten, deren Ergebnisse ebenfalls hervorragend seien. Damit sei ein optimal angelegtes Magenband sicherlich einem suboptimalen Ergebnissen einer Magenbypass-Operation vorzuziehen, betonte der Kommentator.







Langzeitkomplikationen nach Magenband-Op


Dtsch Arztebl 2011; 108(14): A-736 / B-608 / C-608

Meyer, Rüdiger



Ein Magenband soll bei der extremen Adipositas nicht nur das Körpergewicht auf Dauer reduzieren, auch die medizinischen Folgekrankheiten sollen sich bessern. Eine Fallserie in den Archives of Surgery (2011; doi: 10.1001/ archsurg.2011.45) zeigt jedoch, dass es langfristig häufig zu Komplikationen kommt und sich der medizinische Erfolg nicht immer einstellt.

Die Saint-Pierre-Universitätsklinik in Brüssel gehört zu den Pionieren der bariatrischen Chirurgie in Europa. Das erste verstellbare Magenband wurde dort bereits 1992 laparoskopisch implantiert. Da der Eingriff reversibel ist, wurde er anfangs gegenüber dem Roux-en-Y-Magenbypass bevorzugt, wie Jacques Himpens und Mitarbeiter, die inzwischen eine European School of Laparoscopic Surgery gegründet haben, berichten.


Die anfänglichen Erfolge sind inzwischen einer gewissen Ernüchterung gewichen. Denn von 82 Patienten, die zwischen 1994 und 1997 ein Magenband erhielten, erlitten in den Folgejahren 29 kleinere und 32 größere Komplikationen. Bei den meisten Patienten musste das Magenband schließlich entfernt werden, da es Dilatationen des Pouch, dem Magenreservoir proximal des Magenbands, zu Banderosionen oder anderen Komplikationen gekommen war. Heute haben nur noch 36 Patienten das ursprüngliche Magenband. Bei den anderen musste es entfernt werden. Vielfach wurde dann ein Roux-en-Y-Magenbypass angelegt.

Auch die Reduktion des Körpergewichts blieb hinter den Erwartungen zurück. Der Body-mass-Index sank zwar bereits kurz nach der Operation von ursprünglich 41,6 auf heute im Mittel 33,8. Die Patienten nahmen auch 40 Prozent ihres überschüssigen Körpergewichts ab, und die meisten sind mit dem Ergebnis zufrieden. Positive Auswirkungen auf die Komorbiditäten wurden allerdings nicht erzielt. Der Zahl der Hypertoniker ist von 20 auf 23 gestiegen, die der Typ-2-Diabetiker verdoppelte sich von fünf auf elf Patienten. Eine behandlungsbedürftige Schlafapnoe haben heute sechs gegenüber zwei Patienten vor der Operation. Die Zunahme des Alters mag hier eine Rolle gespielt haben, und mangels Vergleichsgruppe sind Aussagen über die Erfolgsrate nicht möglich.

Die Tatsache, dass sich die Komorbidität nicht verminderte, spricht aber – ebenso wie die hohe Komplikationsrate – aus Sicht von Himpens und Mitarbeitern gegen das Magenband. Dort wird den Patienten heute primär zu einem Magenbypass geraten. rme

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